Leben wie zwei Letten in Frankreich
Rückfahrt vom Sommerurlaub 2004: an einem sonnigen Sonntag auf einer kleinen Landstrasse in der Nähe von Mâcon, stehen zwei winkende junge Männer; meine Freundin, die fährt, hält spontan (sie hat keine Angst, war mehrmals auf humanitären Reisen in Afrika) - ich war skeptischer, aber gleichzeitig gespannt aufgrund des "alternativen" Aussehens der beidenTypen mit langen Haaren, schwerem Rücksack und Gitarre. Wir fragen, wo sie hinwollen: "-To Paris" und schlagen vor, nach kurzem gemeinsamen Blick auf der Karte, sie in Chalon-sur-Saone abzusetzen.
Es stellt sich bald heraus, dass einer der beiden auch Deutsch kann, was das Gespräch vereinfacht -über ihre Heimat Lettland (und deren neue Präsidentin) und Religion, denn sie waren eben in Taizé (dem ökumenischen internationalen Jugendtreffpunkt) und wollen nun zurück nach Riga. Doch sie sind schon pleite und planen also, auf den Pariser Strassen Musik zu spielen und damit genug Geld für denRückflug zu sammeln. Auf unserer Frage, wo sie denn übernachten wollen, antworten sie : "-In den Parks" und, als wir sie davor warnen, dass Parks nachts zu sind und meine Freundin sagt, dass sie bei einer ihrer Bekannten fragen kann: "-Dann halt im Bahnhof"; da sie sonst keine Ahnung von Parishaben, geben wir ihnen noch einen Plan von der Metro und einige Fahrscheine. Als wir sie dann auf einer Tankstelle auf der Autobahn bei Chalon absetzen, wünschen wir viel Glück - bis jetzt wissen wir nicht, ob die beiden total pleiten und planlosen Lettauer tatsächlich in Riga angekommen sind.
-----------------------------------------------------------------------------

Célline D. (26) studierte Kunst und Kunstgeschichte in Aix-en-Provence und Tübingen und arbeitet in der Bibliothèque nationale de France (BNF) in Paris. Ihren Urlaub nutzt sie einstweilen, um in deutschen Bibliotheken unbezahlte Praktika zu absolvieren.


0 Comments:
Post a Comment
<< Home