Alles klar, Herr Kommissar?

Zwar bin ich unzählige Male gefragt worden, warum ich mich zum Thema Per-Anhalter-ins-Glück nicht äußere, aber so oft ich auch einen Gedanken daran verschwende, fällt mir nicht eine Begegnung ein, die ich hier erinnerungstechnisch wiedergeben könnte. Was vielleicht einfach daran liegt, dass ich meine Geburtsstadt Berlin noch nie verlassen habe. Na ja, das ist ein wenig geflunkert. Ich war soga schon mal in New York City.
Dort hingegen hatte ich eine unheimliche Begegnung der dritten Art. Ich hatte mir auf der 5th Avenue gerade ein neues Paar Krokodillederstiefel gekauft, als ich das Geschäft schwer bepackt wieder verließ. Da auch meine Freundin beim Gang durch die vielen glitzernden Geschäfte den ein oder anderen Dollar in die Kasse abführen musste, bestätigte sich beim Blick in unseren gemeinsamen Brustbeutel, dass wir all unser Geld ratzdieputz ausgegeben hatten. Ohne einen Cent in der Tasche erinnerte ich mich an das Buch eines Freundes (das ich ihm bis heute nicht zurückgegeben habe), das er mir vor meinem ersten Langstreckenflug vertraulich ins Reisegepäck reinempfohl: Jack Kerouac – Unterwegs. Da dieser ja auch irgendwie ohne Geld durch die ganzen Vereinigten Staaten zu reisen, dachte ich, es müsse eine Kleinigkeit sein, den Weg vom Schuhpalast in unser Hotel auf diese Art zurückzulegen.
Ich stellte mich an den Rand, hob den Daumen – und ratzdifatz-hast-du´s nicht-gesehen- hielt ein Auto für uns. Blöder Angeber, dieser Kerouac. Kein Problem: Freundlich gucken, winken, zack: hält ne Karre für einen. Ich also rein mit der Freundin, ab zum Hotel, basta. Dumm war nur, dass der Fahrer Geld von uns wollte, als wir aussteigen wollten. Ließ einfach nicht mit sich handeln. Zwar gefielen ihm meine neuen Stiefel, aber er hatte eben größere Füße als ich.
Also packte er uns in den Kofferraum, fuhr seine Schicht zu Ende und ließ uns die nächsten zwei Tage so alte verbeulte Autos gelb anmalen.
War trotzdem ein schöner Urlaub. Eben mit allem drum und dran.
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Stefan S. (30) studierte BWL an der Berufsakademie und arbeitet heute im Personalbereich eines privaten Finanzdienstleisters. Die Eindrücke seines N.Y.-Aufenthalts (2004) waren ansonsten aber überwiegend positiver Natur.


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