Monday, August 21, 2006

Schwedische Sauermilch



Ein Freund und ich waren einst in Mittelschweden in der Nähe des Mälarsees wandern. Dabei war unsere 14tägige Tour so angelegt, dass wir für drei bis vier Tage im tiefen Wald verschwanden und stinkend und hungrig wieder aus ihm herauskamen, um uns in der nächsten Ansiedlung von Zivilisation Nahrung zu holen und den Dreck unter den Achseln heraus zu waschen. Es war unsere allererste zweiwöchige Tour und so schleppten wir allerhand unnötiges und unpraktisches Zeugs mit uns rum, wie zum Beispiel frisches Brot und Zwiebeln, nicht zu vergessen die Dose mit Thunfisch, für die wir allerdings keinen Öffner bei uns hatten. Unsere zweite Generalüberholung führte uns in das liebliche Städtchen Kopparberg, wo wir uns mit Müsli, Schokolade und dieser speziellen Sauermilch fürs Müsli eindeckten, die ich bisher nur in Schweden gesehen habe.

Als wir die Stadt verließen, um zu dem zwei Stunden Fußmarsch entfernten Campingplatz zu wandern, kamen wir an einer Gruppe fröhlich trinkender Schweden vorbei, die in ihrem Garten auf Bierbänken saßen und die Sonne und das Leben genossen. Als sie uns sahen fragten sie uns irgendwas, was wir nicht verstehen konnten. Nach einem schnellen Wechsel ins Englische luden sie uns zu sich auf die Bank und zu einem Bier ein. Als ich höflich das Bier mit dem Hinweis verweigerte, ich hätte soeben einen Liter von dieser Sauermilch getrunken und müsste mich nun etwas kontrollieren, um nicht alles wieder von mir zu geben und als sie noch hörten, dass wir für mehr als einen Tag durch Schweden wanderten, erklärten sie und für völlig bescheuert und dennoch lag in ihren Augen ein Zeichen von Mitleid. So boten sie uns an, uns zu dem Campingplatz mit dem Auto hinzufahren.

Nachdem wir zu höflich waren, das Angebot auszuschlagen, saßen wir noch eine Weile mit ihnen zusammen, bevor dann der betrunkene Fahrer aufstand und sein Auto holte. Es war eines dieser alten Amerikanischen, in dem sechs Leute bequem auf den extrabreiten durchgängigen Bänken Platz finden. Seine sehr gut aussehende Freundin nahm neben ihm Platz und wir machten es uns auf der Rückbank gemütlich, nicht ohne unser letztes Gebet zu sprechen. Mit einem lauten röhrenden Motorengeräusch machten wir uns auf den Weg durch den Wald, bis das Benzin ausging. Wir sahen uns vor unserem geistigen Auge schon das Auto samt Gepäck durch den Wald bis zur nächsten Tankstelle schieben, doch glücklicherweise hatte der Schwede einen Ersatzkanister dabei und so ging die Fahrt weiter. Nach wenigen Minuten erreichten wir den Campingplatz und nachdem wir uns wie alte Freunde von einander unter den neidischen Augen der anderen Camper verabschiedeten, bauten wir rasch unser Zelt auf.

Glücklich, die Fahrt mit dem betrunkenen Fahrer und seiner schönen Freundin überlebt zu haben, genossen wir noch den Sonnenuntergang am See, wobei mir immer noch ein wenig schlecht war von der Sauermilch.

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xxxxx studierte xxxx an der Uni xxx und promoviert zur Zeit in xxx. In seiner Freizeit spielt er Akkordeon oder sammelt seltene Nacktschnecken.

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